Wir schreiben das Jahr 2019, der bisherige Höhepunkt der Digitalisierung. Dank Siri, Alexa und Co. müsste man theoretisch nicht mal mehr zum Lebensmittel einkaufen vor die Tür. Ein einfacher Sprachbefehl und das Katzenfutter kommt im Extremfall noch am gleichen Tag zu uns nach Hause. Logisch also, dass viele Menschen ihre Termine, ob beruflich oder privat über ihr Smartphone organisieren. Es gibt zahlreiche Apps, um Termine und Verpflichtungen zu organisieren und mit Hilfe von Alexa und Siri kann man selbst Termine für mehrere Personen verwalten, ohne dass diese miteinander kollidieren.
Spleen oder Leidenschaft?
So fühle ich mich im Alltag oft wie ein Paradiesvogel, der direkt aus dem Mittelalter kommt, wenn ich meinen Filofax aus der Handtasche ziehe, einen Kalender mit echten Blättern, aus echtem Papier.Da staunen Arbeitskollegen und Mitmenschen oft nicht schlecht. Ich bin quasi eine ausgestorbene Art zwischen all den Menschen, die ihr Leben von ihren Smartphones und den ganzen modernen Gadgets durch organisieren lassen. Den Kalender auf meinem iPhone habe ich selbst nie genutzt, denn ich bin immer schon ein Fan der analogen Terminplaner-Variante. Schon als Schulkind hatte ich immer einen Schülerkalender, den legendären von Häfft. Er hat mich durch die Wirren und Irren der 7. Klasse begleitet und statt Algebra haben mich die Comics und irren Fakten im Häfft Schulplaner begeistert. Neben dem Schulplaner von Häfft war ich auch immer groß darin Ordner und Hefte zu ‘dekorieren’, also mit schönen Bildern zu bekleben oder inspirierenden Sprüchen zu versehen.
In der Oberstufe nahm die Leidenschaft ihren Lauf; ohne einen Kalender wäre ich wohl nicht in der Lage gewesen meinen Alltag voll mit Klausuren und Referaten zu strukturieren. Die Liebe für analoge Terminplaner aus Papier war also schon immer da. Jedes Jahr aufs Neue habe ich mir einen Terminkalender für die Handtasche gekauft, um dann im letzten Monat festzustellen, dass der ganze Aufwand der Dekoration umsonst war, da man den Kalender zum Jahresende gegen einen Neuen austauscht. Bis ich irgendwann den Filofax entdeckte, einen Kalender in Ringbuchform, in dem man Ein- und Abheften kann was und wie es einem selbst gefällt? So war es also um mich geschehen. Bis November 2017 habe ich mit einem ‘Filofax Personal Domino pink’ geliebäugelt, bis ich mir endlich einen bei Amazon bestellt habe. Den bereits gekauften Taschenkalender für 2018 habe ich kurzerhand meiner Arbeitskollegin weitergegeben, denn ich wollte direkt mit dem Filofaxen beginnen.
So hatte mich also das Filofax Fieber gepackt und ich war infiziert. Ich habe den Paketboten bemüht, da ich fast täglich etwas für meine Planer Liebe im Internet bestellt habe, ob Washi-Tapes, Stifte oder Stempel. Online-Shops wie ‘odernichtoderdoch’ und ‘etsy’ habe ich täglich besucht, um nach neuen Schätzen Ausschau zu halten. Mein Freund musste nicht mit mir durch H&M oder andere Mode Giganten schlurfen, er musste mich stattdessen in den Idee-Creativmarkt, in HEMA oder in kleine Schreibwaren-Lädchen begleiten. Günstiger als die neue Mode sind die Accessoires für den Filofax auf keinen Fall, aber wenn einen das Fieber gepackt hat, erholt man sich davon nicht mehr.
Mein Freund musste nicht mit mir durch H&M oder andere Mode Giganten schlurfen, er musste mich stattdessen in den Idee-Creativmarkt, in HEMA oder in kleine Schreibwaren-Lädchen begleiten.“
Sicher stellen sich viele die Frage, was mit der Verrückten ist, wieso sie nicht einfach auch ihre Termine über ihr Smartphone verwalten und planen kann. Ich persönlich mag es ganz einfach, meinen Filofax aus der Handtasche zu holen, mit einem Kugelschreiber auf echtem Papier zu notieren was die Woche wichtig ist und was eben so ansteht. Ich genieße das Gefühl meine Zeit selbst in der Hand zu haben und zu planen. Für mich gehört die Wochenplanung am Sonntag zu einem gut gelungenen Wochenendausklang einfach dazu. Es ist mein kleines persönliches Entspannungs- und EntschleunigungsProgramm, wenn ich mit einer Tasse Kaffee oder Tee und meinen ganzen Stiften, Stempeln, Washi-Tapes und Sticky-Notes die kommende Woche organisieren und planen kann. Schon beim Notieren des Kino-Dates am Donnerstag kann man sich schon aktiv auf einen schönen Abend freuen, was mir persönlich Kraft und Motivation für die Aufgaben und Verpflichtungen der neuen Woche gibt. Zudem ist das schriftliche Führen eines analogen Kalenders für mich auch ein haptisches Erlebnis. Neben den ganzen glatten Oberflächen auf Smartphones und Notebooks genieße ich das Fühlen von Materialien wie Papier und Leder sehr. Für mich gibt es nichts besseres als einen Kugelschreiber, welcher ohne zu kratzen geschmeidig über das Papier gleitet. Der Geruch von Tinte aus dem Kugelschreiber und das Rascheln von Papier ist für mich schlicht und einfach Genuss und es weckt in mir das Gefühl von Nostalgie, was meiner inneren alten Dame sehr gefällt.
Ein weiterer Grund für einen analogen Kalender aus Papier ist, dass ich mir Handgeschriebenes besser merken kann. Das war schon immer so; in der Schule hat sich beim Lerntypen Test herausgestellt, dass ich der ‘Visuelle Typ’ bin, das heißt, ich merke mir Dinge die ich sehe besonders gut. Handgeschriebene Notizen und Skizzen helfen mir, mich an wichtige Dinge zu erinnern, eine weitere Erklärung für meine Vorliebe für den Filofax.
Überzeugt hat mich am Ende aber die Flexibilität, die ein Filofax mitbringt. Ich entscheide selbst, welche Kalendereinlagen ich brauche, so wie ich beispielsweise keine Seiten für Telefonnummern brauche, diese gibt es oft in 08/15 Taschenkalendern. Stattdessen kann ich mir selbst für mich persönliche wichtige Notizen oder selbstentworfene Tracker mit im Filofax abheften, für die es in handelsüblichen Jahreskalendern keinen Platz gibt. Das sind Freiheiten, die ich in meiner Wochenplanung nicht mehr missen will.
Ist ein Filofax auch das richtige für mich?
Wer sich fragt, ob ein Filofax oder überhaupt ein analoger Kalender etwas für einen ist, dem empfehle ich es einfach auszuprobieren. Eine gute Alternative ist es die Form des Ringbuchs als Kalender erst einmal zu testen, ohne gleich in ein Markenprodukt zu investieren.Denn kein original Filofax sollte ungenutzt bleiben. In die handschriftliche Terminplanung kann man sich reinfuchsen, falls die Leidenschaft dafür nicht so ausgeprägt sein sollte wie bei mir. Das Organisieren des Alltags kostet zunächst Zeit, aber ich kann euch versichern, dass ihr durch eine gute Planung wiederum Zeit dazu gewinnen werdet. Und diese neu gewonnen Zeit kann man für die wirklich wichtigen Dinge im Leben nutzen: Quality-Time mit seinen liebsten Menschen.